{"id":5644,"date":"2024-01-23T09:30:25","date_gmt":"2024-01-23T08:30:25","guid":{"rendered":"https:\/\/www.weckerle-lacke.de\/?p=5644"},"modified":"2024-01-23T09:39:21","modified_gmt":"2024-01-23T08:39:21","slug":"medaillen-gewinnen-macht-suechtig","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.weckerle-lacke.de\/2024\/01\/23\/medaillen-gewinnen-macht-suechtig\/","title":{"rendered":"Medaillen gewinnen macht s\u00fcchtig"},"content":{"rendered":"\n
Die Para Skilangl\u00e4uferin und Para Biathletin Anja Wicker startet in ihren 15. Weltcup-Winter \u2013 und denkt noch nicht ans Aufh\u00f6ren. Zum versp\u00e4teten Saisonauftakt geht es f\u00fcr die 32-J\u00e4hrige vom MTV Stuttgart und 17 weitere Teammitglieder, darunter f\u00fcnf Guides, ab 24. Januar in S\u00fcdtirol zur Sache.<\/p>\n
\nDer Wettergott herrscht gnadenlos \u00fcber dem franz\u00f6sischen Bessans am 30. Januar des Jahres 2010. Er l\u00e4sst es st\u00fcrmen, er l\u00e4sst es schneien, und unten, am Boden, schaut sich die 18-J\u00e4hrige Anja Wicker um: voller Vorfreude, aber auch ein wenig verunsichert. Wie bitte, fragt sie sich vor ihrem ersten Rennen bei einem Para Biathlon-Weltcup, soll sie unter solchen Bedingungen vern\u00fcnftig schie\u00dfen? Die Antwort lautet: gar nicht. Neun von 20 Schuss gehen daneben. Und s\u00e4mtlichen Konkurrentinnen in der sitzenden Klasse geht es nicht viel besser. Selbst die Siegerin Olena Iurkovska aus der Ukraine sammelt vier Strafminuten ein. \u201eEs war grausam\u201c, erinnert sich Anja Wicker heute. \u201eIch wusste danach: Da liegt viel Arbeit vor mir.\u201c
\nViel gearbeitet, viel trainiert, viel geschossen \u2013 und sehr h\u00e4ufig sehr gut \u2013 hat Anja Wicker seit diesem Tag. F\u00fchrt man ihr vor Augen, dass sie kurz davor steht, in ihre 15. Saison zu starten, herrscht kurz Stille. So als m\u00fcsse sie sich fragen, ob das wirklich stimmen kann. Es stimmt. \u201eVerr\u00fcckt\u201c, nennt sie das. \u201eF\u00fcr mich f\u00fchlt es sich so an, als w\u00e4re es erst die zweite oder dritte Saison.\u201c<\/p>\n
\nSeit August 2023 im Zoll Ski Team<\/strong><\/p>\n \nAnja Wicker f\u00fchlt sich frisch. Sie f\u00fchlt sich hungrig. Dabei hat sie in ihrer Karriere l\u00e4ngst alles gewonnen, was sie gewinnen kann: Medaillen aller Couleur bei Paralympics und Weltmeisterschaften, dreimal den Gesamtweltcup im Para Biathlon und im vergangenen Jahr den im Para Langlauf. Ihre Motivation, weiterzumachen, ist dennoch ungebrochen. \u201eEs macht s\u00fcchtig, auf dem Podium zu stehen\u201c, sagt sie. Und \u00fcberhaupt: Der Sport hat ihr so viel gegeben, so viel gelehrt \u00fcber Leistungsf\u00e4higkeit, Disziplin, Fairness, Selbstwertgef\u00fchl und Freundschaft, wie sie aufz\u00e4hlt. \u201eDas merkst du erst \u00fcber die Jahre hinweg, weil es automatisch und parallel zum Wettkampf passiert: Der Leistungssport ist eine Schule des Lebens.\u201c Kein Wunder, dass Anja Wicker das noch eine Weile genie\u00dfen und sich selbst beweisen will \u2013 ohne gro\u00dfen Druck, doch mit dem n\u00f6tigen Ehrgeiz. Wie lange noch? Da denkt sie im paralympischen Rhythmus, zun\u00e4chst also bis 2026, bis zu den Paralympics in Mailand und Cortina d\u2018Ampezzo. Zun\u00e4chst. \u201eSo viel Spa\u00df wie mir der Sport gerade macht, ist es wahrscheinlich, dass es danach weitergeht\u201c, sagt Wicker, die auch dem Paralympicskader des Deutschen Behindertensportverbandes angeh\u00f6rt.<\/p>\n \nFokus auf und am Schie\u00dfstand<\/strong><\/p>\n \nNun steht erstmal der Saisonauftakt 2023\/2024 in S\u00fcdtirol an \u2013 erst vier Rennen in Toblach, direkt danach vier Rennen im Martelltal. Lange genug hat\u2018s gedauert, das Kribbeln ist in den vergangenen Wochen immer intensiver geworden. Normalerweise findet der erste Para Weltcup im Dezember statt, diesmal nicht. Dazu fiel der f\u00fcr Mitte Januar geplante Auftakt in Pokljuka (Slowenien) aus. \u201eBrutal schade\u201c, findet das Anja Wicker. \u201eWir trainieren das ganze Jahr daf\u00fcr, dass wir Wettk\u00e4mpfe haben.\u201c \nWettkampfsimulation an ungewohnter Stelle<\/strong><\/p>\n \nDer Rest des deutschen Nationalkaders bereitete sich zuletzt am Bundesst\u00fctzpunkt in Freiburg und im Nordic Center Notschrei vor und nahm \u2013 mangels eigener Weltcups \u2013 kurzerhand beim SBW-Cup und den Schwarzwald-Meisterschaften mit dem Nachwuchs im Langlauf und Biathlon ohne Behinderung teil. \u201eDas war ein Novum und hat super funktioniert. Es k\u00f6nnte ein Modell f\u00fcr die Zukunft sein\u201c, sagt Ralf Rombach. Das deutsche Aufgebot f\u00fcr den Weltcup-Start (Name, Alter, Geburtsort, Verein):<\/strong><\/p>\n \nFrauen mit Sehbeeintr\u00e4chtigung: Linn Kazmaier (17 \/ N\u00fcrtingen \/ SZ R\u00f6merstein, Guide: Florian Baumann \/ 22 \/ N\u00fcrtingen \/ SZ Uhingen), Johanna Recktenwald (22 \/ St. Wendel \/ Biathlon-Team Saarland, Guide: Pirmin Strecker \/ 21 \/ Freiburg \/ SV Kirchzarten), Leonie Walter (20 \/ Freiburg \/ SC St. Peter, Guide: Christian Krasman \/ 22 \/ St\u00fchlingen \/ Ski-Club Sch\u00f6nwald)<\/p>\n \nFrauen sitzend: Andrea Eskau (52 \/ Apolda \/ USC Magdeburg), Merle Menje (19 \/ Mainz \/ StTV Singen), Anja Wicker (32 \/ Stuttgart \/ MTV Stuttgart)<\/p>\n \nM\u00e4nner mit Sehbeeintr\u00e4chtigung: Nico Messinger (29 \/ Freiburg \/ Ring der K\u00f6rperbehinderten Freiburg, Guide: Robin Wunderle \/ 25 \/ Freiburg \/ SC Todtnau), Lennart Volkert (20 \/ Berlin \/ PSV M\u00fcnchen, Guide: Nils Kolb \/ 21 \/ Freiburg \/ SV Kirchzarten)<\/p>\n \nM\u00e4nner stehend: Alexander Ehler (54 \/ Leninogorsk (KAZ) \/ SV Kirchzarten), Steffen Lehmker (35 \/ Uelzen \/ WSV Clausthal-Zellerfeld), Marco Maier (24 \/ Oberstdorf \/ SV Kirchzarten), Sebastian Marburger (26 \/ Frankenberg (Eder) \/ SK Wunderthausen), Maximilian Weidner (34 \/ Passau \/ WSV-DJK Rastb\u00fcchl)<\/p>\n \nDer Zeitplan f\u00fcr Toblach:<\/strong><\/p>\n \nMittwoch, 24. Januar, Langlauf 10 km klassisch, Einzelstart \nWeitere Informationen zum Team:
\nSeit Sommer 2023 darf sich Anja Wicker sogar Profisportlerin nennen. Seitdem ist sie offizielles Mitglied im deutschen Zoll Ski Team, gemeinsam mit so namhaften Wintersport-Kolleginnen wie beispielsweise Lena D\u00fcrr, Sofie Krehl oder Franziska Preu\u00df \u2013 aus dem Para Bereich sind die Ski-alpin-L\u00e4uferinnen Anna-Lena Forster, Anna-Maria Rieder, Noemi Ristau und Andrea Rothfuss sowie Wickers Teamkamerad Marco Maier dabei. Nico Messinger und Leonie Walter stehen kurz davor, ebenfalls den Sprung zu schaffen. \u201eEin Teil dieser auserlesenen Auswahl zu sein, ist schon cool\u201c, sagt die Stuttgarterin. Es ist eine W\u00fcrdigung ihrer langj\u00e4hrigen Arbeit.<\/p>\n
\nSie selbst arbeitete zuletzt gemeinsam mit Nationalmannschaftskollegin Andrea Eskau und dem Para Biathlon-Bundestrainer Rolf Nuber im schneesicheren norditalienischen Livigno \u2013 bei knackigen Bedingungen von bis zu minus 18 Grad. \u201eWir mussten aufpassen, dass wir nicht am Schie\u00dfstand festfrieren\u201c, scherzt Wicker. Dort, am Schie\u00dfstand, hielt sich das Trio besonders fokussiert auf, um sich auch im Hinblick auf die anstehenden Para Biathlon-Weltmeisterschaften im kanadischen Prince George (6. bis 10. M\u00e4rz 2024) den Feinschliff zu holen.
\nDas Schie\u00dfen, fr\u00fcher Wickers st\u00e4rkste Waffe im Wettkampf, war in der j\u00fcngeren Vergangenheit etwas instabil, was sie auf h\u00f6here Intensit\u00e4ten in der Loipe zur\u00fcckf\u00fchrt. \u201eSie ist schneller geworden, kommt dadurch aber angestrengter an den Schie\u00dfstand. Die Geschwindigkeit zu halten und dennoch die n\u00f6tige Ruhe zu haben, daran arbeiten wir\u201c, sagt der Bundestrainer Ralf Rombach. Anja Wicker selbst antwortet auf die Frage nach ihrem Gef\u00fchl selbstsicher und gleichzeitig gelassen. \u201eIch habe gut trainiert, was auch immer das jetzt bedeutet.\u201c<\/p>\n
\n\u201eFokussiert, aber entspannt\u201c \u2013 so sch\u00e4tzt der Bundestrainer seine sechs Athletinnen, sieben Athleten und f\u00fcnf Guides vor dem ersten offiziellen Rennen der Saison ein. Dasselbe gilt f\u00fcr ihn selbst. Toblach und Martell sind Austragungsorte, die zumindest in den vergangenen 20 Jahren nicht im Wettkampfkalender im Para Skilanglauf und Para Biathlon standen, beide aber als traditionsreich gelten. \u201eEs freut mich sehr, dass der FIS-Renndirektor Georg Zipfel hier neue Partner f\u00fcr uns erschlossen hat\u201c, sagt Rombach.
\nFreuen darf sich auch Marco Maier \u2013 auf das Rennen am kommenden Samstag in seiner Spezialdisziplin Langlauf-Sprint im freien Stil, in der er 2023 Weltmeister wurde. Die Toblacher Strecke mit den langen Gleitpassagen und dem voraussichtlich harten Untergrund m\u00fcssten ihm liegen. Maier ist einer von f\u00fcnf deutschen M\u00e4nnern in der stehenden Konkurrenz. Bei den Frauen mit Sehbeeintr\u00e4chtigung pr\u00e4sentierte sich bei den Testrennen vor allem Leonie Walter sehr stark. An ihrer Seite feiert Christian Krasman vom Ski-Club Sch\u00f6nwald (Schwarzwald) seine Weltcup-Premiere als Begleitl\u00e4ufer. Leonie Walters fr\u00fcherer Guide Pirmin Strecker ist jetzt mit Johanna Recktenwald unterwegs.<\/p>\n
\nDonnerstag, 25. Januar: Langlauf 10 km klassisch, Massenstart
\nSamstag, 27. Januar: Langlauf-Sprint, 0,8 km f\u00fcr sitzende Klasse, 1,2 km f\u00fcr stehende Klassen im freien Stil
\nSonntag, 28. Januar: Langlauf 5 km f\u00fcr sitzende Klasse, 10 km f\u00fcr stehende Klassen im freien Stil, Einzelstart
\nDer Zeitplan f\u00fcr Martell:
\nMittwoch 31. Januar: Langlauf-Sprint, 0,8 km f\u00fcr sitzende Klasse, 1,2 km f\u00fcr stehende Klassen, klassisch
\nDonnerstag, 1. Februar: Biathlon Sprint (7,5 km)
\nSamstag, 3. Februar: Biathlon Verfolgungsrennen (2,4 km f\u00fcr sitzende Klasse, 3,6 km f\u00fcr stehende Klassen)
\nSonntag, 4. Februar: Biathlon Einzelrennen (10 km)<\/p>\n
\nhttps:\/\/www.nordski.de<\/a><\/p>\n