WC MARTELL: BILANZ
Dreimal das gleiche Bild
Eineinhalb intensive Weltcup-Wochen gehen mit gemischten Ergebnissen zu Ende. Die Frauen mit Sehbeeinträchtigung dominieren fast nach Belieben, Anja Wicker (MTV Stuttgart) ist „super super happy“. Die Männer sehen bis zur WM in einem Monat noch Arbeit vor sich.
Drei Para Biathlon-Rennen, drei deutsche Dreifachsiege – besser geht’s nicht. Was für Linn Kazmaier (SZ Römerstein, mit Guide Florian Baumann), Leonie Walter (SC St. Peter, mit Guide Christian Krasman) und Johanna Recktenwald (Biathlon-Team Saarland, mit Guide Pirmin Strecker) am Donnerstag über 7,5 Kilometer begann, setzte sich am Samstag in der Sprint-Verfolgung und am Sonntag im Einzelrennen über zehn Kilometer fort. Solide Schieß- und konstant gute Laufleistungen sorgten für das immer gleiche Bild auf dem Siegerpodium: Kazmaier stand auf eins, Walter auf zwei, Recktenwald auf drei.
„Es ist einfach schön, dass wir mannschaftlich so stark sind“, sagte die Dreifachsiegerin Kazmaier, die mit der erstaunlichen Bilanz von sechs Siegen in acht Biathlon- und Langlauf-Rennen aus Südtirol zurückkommt – erstaunlich vor allem deswegen, weil die 17-Jährige in der Vorbereitung auf die beiden Weltcups in Toblach und Martell mit Verletzungsproblemen zu kämpfen gehabt hatte. „Am Ende war es hart, aber wir haben es uns gut eingeteilt.“
An die Grenzen gegangen
Diesen Umstand nahm – abgesehen von den dominanten Leistungen an sich – auch der Bundestrainer Ralf Rombach erfreut zur Kenntnis. Rombach sah die eng getakteten Wettkämpfe als Härtetest im Hinblick auf die Para Biathlon-Weltmeisterschaften im kanadischen Prince Georg (6.-10. März). Motto: möglichst viele Rennen laufen, möglichst viele Erkenntnisse gewinnen. Bei seinem Trio mit Sehbeeinträchtigung und bei Anja Wicker konstatierte der Bundestrainer: „Sie haben die Belastung gut verkraftet.“
Wicker lief bei den Frauen sitzend alle acht Rennen mit und ist die Einzige, die den in dieser Startklasse dominierenden US-Amerikanerinnen Oksana Masters und Kendall Gretsch ernsthaft Paroli bieten kann. In der Verfolgung am Samstag wurde Wicker Zweite hinter Gretsch, am Sonntag über zehn Kilometer Dritte hinter Masters und Gretsch. Bei allen acht Starts lief die 32-Jährige aufs Podium, die in der vergangenen Saison aufgrund von Problemen mit dem Gewehr wechselhaften Schießleistungen waren diesmal durchweg gut – mit einer Ausnahme: dem zweiten Schießen am Sonntag. Da drehte der Wind als die Stuttgarterin an die Matte kam in die entgegengesetzte Richtung vom Anschießen. Die Folge: vier Fehler, vier Strafrunden. „Das war mieses Timing“, berichtete Wicker, die sich dennoch als „super, super happy“ bezeichnete.
Die übrigen Mitglieder des Teams konnten ein solches Urteil nicht für sich in Anspruch nehmen, dazu waren die Schießergebnissen zu inkonstant und die Kraftreserven zum Schluss zu gering. Das galt für Andrea Eskau (USC Magdeburg, Plätze fünf und sieben am Wochenende) bei den Frauen sitzend. Es galt für Marco Maier und Alexander Ehler (beide SV Kirchzarten, Ehler im Foto oben) bei den Männern stehend (Maier: 2x Vierter, Ehler: Plätze fünf und acht). Und es galt für Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg, Plätze sechs und vier) sowie Lennart Volker (PSV München, Plätze acht und neun) bei den Männern mit Sehbeeinträchtigung.
Viele Hausaufgaben, viel Motivation
Einzuordnen wussten sie ihre Leistungen und Resultate durchaus, der Bundestrainer ebenso. „Bei den einen hat sich der Substanzverlust nach den intensiven zwei Wochen bei der Schieß- und bei den anderen bei der Laufleistung niedergeschlagen“, bilanzierte Ralf Rombach, der jetzt daran zu arbeiten plant, die Substanz bis zur WM wieder aufzubauen und seiner Mannschaft den Feinschliff für den Saisonhöhepunkt zu verschaffen. „Wenn wir das mit der Belastungserfahrung aus Toblach und dem Martelltal kombinieren, können wir in Kanada hoffentlich optimal vorbereitet antreten.“
Den Kollektivplan ergänzen individuelle Hausaufgaben. „Ich bin läuferisch zufrieden, am Schießstand muss ich mich deutlich verbessern“, sagt Marco Maier – eine Aussage, die genauso auf Nico Messinger zutrifft. „Ich verliere zu viel Zeit am Schießstand, das muss sich ändern“, betont der 29-Jährige. Zwei Stimmen, die wie die Erfolge der Frauen verdeutlichen: die deutschen Para Biathleten blicken den Weltmeisterschaften vorfreudig und motiviert entgegen.
Foto: RGM 3B Josef Plaickner
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